Private Krankenversicherungen (PKV) in 2025 um bis zu 8% (!) teurer
Zuletzt aktualisiert: 21.01.2025
Autor: Sebastian Arthofer, MSc
Inhaltsverzeichnis
Die jährlichen Prämienanpassungen für die private Krankenversicherung bzw. Zusatzversicherung in Österreich werfen für viele Versicherte Fragen auf:
- Welche Altersgruppen sind am stärksten betroffen?
- Welche Tarifmodelle verzeichnen die höchsten Anpassungen?
- Und gibt es regionale Unterschiede?
In diesem Artikel gehen wir über die zentrale Analyse hinaus und beleuchten weitere tiefgehende Erkenntnisse, die Verbraucher:innen helfen können, die aktuellen Entwicklungen besser zu verstehen.
Prämienanstieg nach Altersgruppen – eine differenzierte Betrachtung
Wie bereits in der Hauptanalyse dargestellt, zeigen sich die stärksten Anpassungen bei den Wahlarztkosten-Tarifen, während die Krankenhauskosten im Vergleich moderat angepasst wurden.
Eine detaillierte Analyse zur Entwicklung der Wahlarzt in Österreich finden Sie hier.
Besonders auffällig ist die Entwicklung in der Altersgruppe 26 bis 35 Jahre, wo die Erhöhung mit 6,0 % relativ gering ausfällt – ein Hinweis darauf, dass Versicherer in diesem Einstiegssegment weiterhin preiswerte Lösungen anbieten.
Die detaillierte Analyse nach Altersgruppen zeigt folgende Entwicklungen:
- Kinder und Jugendliche (0-18 Jahre): +6,4 %
- Junge Erwachsene (19-25 Jahre): +6,5 %
- Erwachsene (26-35 Jahre): +5,9 %
- Mittlere Altersgruppe (36-45 Jahre): +7,0 %
- Personen über 45 Jahre: +7,6 %
Diese Zahlen verdeutlichen, dass besonders jüngere Altersgruppen und Kinder moderatere Anpassungen erfahren haben, während bei älteren Versicherten die Prämiensteigerung spürbarer ist.
Vergleich nach Tarifsegmenten: Wo sind die Anpassungen am stärksten?
Neben den Altersgruppen spielt auch das gewählte Tarifsegment eine entscheidende Rolle bei den aktuellen Prämienanpassungen. Unsere Analyse nach den drei wesentlichen Vergleichsmodellen Basis, Comfort und Premium zeigt deutliche Unterschiede:
BASIS (nur Wahlarztkostenversicherung): +8,0 %
In diesem Einstiegssegment ist die Anpassung am höchsten, was vor allem auf die stark gestiegenen Arztkosten (+17,8 % im Jahr 2023) zurückzuführen ist.COMFORT (Wahlarzt Versicherung + Sonderklasse nach Unfall + Option auf Krankheit): +3,0 %
Durch den Kombinationsrabatt und die Deckung nur bei Unfall ist die Erhöhung hier deutlich geringer ausgefallen. Sehr gut geeignet für die Einstieg in die private Krankenversicherung.PREMIUM (umfassender Schutz mit Wahlarzt und voller Sonderklasse Versicherung): +7,0 %
Dieses Modell wird besonders häufig von werdenden Müttern, Menschen mit Kinderwunsch oder Selbstständigen gewählt, die auf eine rundum abgesicherte Gesundheitsversorgung setzen.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Comfort-Variante derzeit die geringste Prämiensteigerung aufweist und für viele Versicherte eine attraktive Wahl darstellt.
Regionale Unterschiede: Wo steigen die Prämien am stärksten?
Ein interessanter Aspekt der Analyse ist die regionale Betrachtung der Prämienanpassungen. Zwar bieten nicht alle Versicherer bundeslandspezifische Tarife an, doch dort, wo sie existieren, zeigen sich deutliche Unterschiede:
- Höchste Steigerung: Steiermark (+5,5 % in der Premium-Variante)
- Geringste Anpassung: Wien (rund 1%)
In Wien bleibt die Anpassung insgesamt marginal, während in der Steiermark speziell in der Premium-Kategorie die höchste Anpassung beobachtet wurde. Dies zeigt, dass regionale Faktoren, wie das Angebot an Privatkliniken oder die Nutzung von Sonderklasse-Leistungen, eine Rolle bei der Prämiengestaltung spielen können.
Methodik der Analyse
Unsere Analyse basiert auf über 66.000 Datenpunkten, die eine umfassende und präzise Bewertung der Prämienentwicklungen ermöglichen. In unseren Vergleichskonzepten (Basis, Comfort, Premium) halten wir die Tarife konstant, sodass Veränderungen ausschließlich auf die tatsächlichen Anpassungen der Versicherer zurückzuführen sind. Dadurch stellen wir sicher, dass unsere Auswertung objektiv und transparent bleibt. Diese Methodik erlaubt es uns, verlässliche Aussagen über die Marktentwicklung zu treffen und Verbraucher:innen fundierte Entscheidungsgrundlagen zu bieten.
Die vorliegende Analyse stellt einen Zwischenstand dar, da UNIQA und Merkur ihre neuen Preise noch nicht final angepasst haben. Dennoch ergibt sich bereits eine verlässliche Tendenz, da die Standardabweichung der Erhöhungen bei nur rund 2 % liegt – ein sehr geringer Wert, der stabile Aussagen über die Marktentwicklung ermöglicht. Ein Update nach Veröffentlichung der letzten Versicherung wird selbstverständlich nachgereicht.
3 hilfreiche Tipps für eine sinnvolle und leistbare private Krankenversicherung
- Clever kombinieren & Tarife ausnutzen:
Für junge Menschen bietet es sich an, mit dem Comfort-Konzept zu starten. Dieses kombiniert eine Wahlarztversicherung mit einer Sonderklasse nach Unfall und einer Option auf Krankheit.
Für eine 30-jährige Person beginnen im die Prämien ab etwa 70 € monatlich. Dabei sind jährliche Wahlarztkosten von ca. 1.500 bis 1.700 € abgedeckt.
Ein wesentlicher Vorteil ist der Kombinationsrabatt: Durch die Kombination der Leistungen kann ein Rabatt von typischerweise 30 % erzielt werden.
Dies erweitert den Leistungsumfang erheblich, da neben der Wahlarztversicherung auch die Sonderklasse nach Unfall inkludiert ist.
Zudem bietet die Option auf Krankheit langfristig einen guten Einstieg für junge Menschen, die für die private Krankenversicherung vorsorgen möchten, aber nicht mehr als 100 € monatlich zahlen wollen.
Tipp: Nutzen Sie das Wahlarztbudget gezielt!
Schon bei drei bis vier Arztbesuchen pro Jahr (Facharzt oder Allgemeinmediziner) refinanziert sich die Versicherung.
Denn die private Krankenversicherung (PKV) kostet etwa 840 € pro Jahr – demgegenüber stehen jedoch 1.745 € an Wahlarztbudget. Nutzt man nur 50 % dieses Budgets, hat man die volle Prämie bereits refinanziert.
Zusätzlich erhält man die Leistungen der Sonderklasse im Falle eines Unfalls und sorgt langfristig mit der Option auf Krankheit vor.
- Spezialisierter Versicherungsvergleich spart
Ein regelmäßiger Vergleich der privaten Krankenversicherungen ist empfehlenswert.
Im Comfort-Segment variieren die Prämien erheblich:
Die teuerste Prämie liegt bei etwa 131 €, die günstigste bei ca. 70 €. Alleine hier ist jährlich ein Sparpotential von 732€ pro Jahr.
Ein regelmäßiger Vergleich der privaten Krankenversicherungen ist essenziell, da Versicherer unterschiedliche Strategien bei der Preisgestaltung verfolgen.
💡 Gut zu wissen: Einige Anbieter setzen gezielt auf günstige Einstiegsprämien, um junge und gesunde Versicherte in ihr Risikoportfolio aufzunehmen. Dadurch entstehen besonders attraktive Tarife im Einstiegssegment, die eine Sonderklasse nach Unfall mit einer Option auf Krankheit zu einem verhältnismäßig niedrigen Preis bieten.
Andere Versicherer hingegen legen ihren Fokus auf eine vollständige Sonderklasse, was zu einer höheren Prämiengestaltung führt. Diese produktstrategische Positionierung hängt stark von den jeweiligen Unternehmenszielen ab und beeinflusst maßgeblich die Tarifunterschiede.
Auch die Wahlarztkostenbudgets spielen eine wesentliche Rolle: Während der durchschnittliche Bedarf realistischerweise zwischen 1.300 und 1.400 € pro Jahr liegt, bieten einige Versicherer deutlich höhere Budgets von über 3.000 € an – was sich wiederum in der Prämie widerspiegelt. Hier ist es entscheidend, die eigenen Bedürfnisse zu kennen: Wer weniger als vier Arztbesuche pro Jahr benötigt, kann durch die Wahl eines kosteneffizienteren Tarifs erhebliche Einsparungen erzielen.
- Bestehende Verträge optimieren – Anwartschaft / Wechsel
ür Versicherte mit bestehenden Verträgen kann eine Anwartschaftsversicherung eine sinnvolle Option sein. Dabei wird die Versicherung ruhend gestellt, und es sind nur 15 bis 30 % der regulären Prämie zu zahlen.
💡 Tipp: Der große Vorteil einer Anwartschaft ist, dass der Gesundheitszustand „eingefroren“ wird. Das bedeutet, dass die Versicherung später reaktiviert werden kann, ohne dass eine erneute Gesundheitsprüfung erforderlich ist. Dadurch bleibt der ursprüngliche Tarif mit den damals geltenden Konditionen bestehen – ein entscheidender Vorteil, insbesondere wenn sich der Gesundheitszustand in der Zwischenzeit verändert hat.
Ein Wechsel des Anbieters ist hingegen nur in Ausnahmefällen ratsam, da hierbei die gesundheitliche Situation neu bewertet wird, was zu einer Ablehnung oder höheren Prämien führen kann. Zudem würden bei einem Wechsel die in jungen Jahren aufgebauten Altersrückstellungen verloren gehen, was langfristig zu deutlich höheren Kosten führt. Daher ist es oft sinnvoller, den bestehenden Vertrag zu optimieren, anstatt einen neuen abzuschließen.
Sebastian Arthofer, Akad. FDL ist Experte auf dem Gebiet der privaten Krankenversicherungen für Österreich. Er engagiert sich dafür, Klarheit im Versicherungsbereich zu schaffen, damit die Kunden vollumfängliche die beste Information zur privaten Krankenversicherung erhalten. Weitere Infos zu Benjamin finden Sie auf unserer Autorenseite.